Es gibt vielen Betriebssportgruppen, die meistens aber auf Unternehmensebene organisiert sind. Die Eisenbahner stellen eine der wenigen Ausnahmen dar, wo es zu Gründungen von Sportvereinen aufgrund der Zugehörigkeit von Berufsständen gekommen ist. Weitere Beispiele sind die Polizeisportvereine und einige Vereine von Bergleuten.

Diese Formen der Betriebssportvereine und -gruppen hatten ihren Ursprünge in der Arbeiter-Bewegung des 19. Jahrhunderts. Bevor diese politisiert wurden, gab es zunächst einmal Bestrebungen, die Gesundheit der Arbeiter zu verbessern, was sich auch in der Turnbewegung ausdrückte. In manchen Bereichen wurden sie auch bewusst von Unternehmen als Gegenstück zu den kommunistischen Arbeitervereinen ins Leben gerufen.

Sonderrolle als Staatsdiener

Die Eisenbahner hatten immer eine besondere Rolle, denn sie waren Staatsbedienstete, aber eben auch Arbeiter. Gerade die Lokführer, Stellwerkbetreiber und Weichensteller der ersten Jahre hatten große körperliche Arbeit zu verrichten. Die Eisenbahnsportvereine förderten aber auch den Zusammenhalt und die Gemeinschaft.

Das zeigte sich auch nach dem Krieg, wo es für viele Vertriebene einfacher war, sich in den Westen einzugliedern, wenn man vorher schon bei der Bahn gearbeitet hatte und so sich zumindest einem Verein anschließen konnte. In diesen frühen Jahren der Bundesrepublik halfen die Vereinsmitglieder sich auch untereinander, Beschäftigung zu finden.

Heute wird der Zusammenhalt erneut groß geschrieben, vor allem seitdem die Bahn 1994 privatisiert wurde. Damals befürchtete man schon das Ende des Eisenbahnersports, konnte aber dank der Lobbyarbeit des Dachverbandes eine Existenzberechtigung festschreiben. Diese manifestierte sich unter anderem im Recht, Sportstätten, die sich auf Bahngelände befanden, kostenlos nutzen zu dürfen.

Gleichwohl wird auf lange Sicht der Eisenbahnersport immer weniger Anhänger finden. Das liegt zum einen an der Individualisierung der Freizeit, aber auch der fehlenden Identifikation mit der Bahn an sich. War die Bahn früher eine Institution, der man diente (und damit auch einen Dienst an der Öffentlichkeit leistete), ist es heute ein Privatunternehmen, bei dem es um Kosten und weniger um die Gesundheit und Kameradschaft der Arbeiter geht.